Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters
Die Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters erforscht die Zeiten, deren Geschichte zwar durch schriftliche Überlieferung in Grundzügen bekannt ist, deren Kulturgeschichte jedoch wesentlich anhand der Bodenfunde dargestellt werden muß; sie schließt die Archäologie des Mittelalters ein.
Da die schriftliche Überlieferung regional zu verschiedenen Zeiten einsetzt, besitzt die Grenze zwischen Urgeschichte und Frühgeschichte ein räumliches und zeitliches Gefälle. So beginnt die Frühgeschichte in Mesopotamien etwa 3000 v.Chr., in Skandinavien eigentlich erst um 1000 n.Chr.
Die Forschungsfelder Urgeschichte, Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie sind hinsichtlich Fragestellungen, Methodik und Fachgeschichte traditionell eng miteinander verbunden. Diese Verbundenheit kommt an der Universität Freiburg unter anderem darin zum Ausdruck, dass die beiden Abteilungen in einem gemeinsamen Gebäude untergebracht sind, eine gemeinsame Bibliothek unterhalten und gemeinsam den Masterstudiengang „Archäologische Wissenschaften – Fachrichtung Ur- und frühgeschichtliche Archäologie“ anbieten. Die beiden Abteilungen setzen damit die Tradition des bis 2008 selbstständigen Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters fort.
Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters im Überblick
Gegenstand des Fachs Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters
In Freiburg stehen Mitteleuropa und seine Nachbarregionen einschließlich des slawischen Ostmitteleuropas, Skandinaviens, Südwest- und Südeuropa im Zentrum von Lehre und Forschung. Das Themenspektrum reicht von Transkulturationsprozessen zwischen Römern und Barbaren über frühmittelalterliche Identitätsgruppen und Handelsnetzwerke bis hin zum spätmittelalterlichen Landesausbau. Geht es daher um Kultur-, Sozial-, Wirtschafts- und Siedlungsgeschichte, so lässt sich die Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters den historischen Disziplinen zurechnen.
Chronologisch umfasst das Fach für Zentraleuropa etwa 2000 Jahre: von der späten Vorrömischen Eisenzeit über die Römische Kaiserzeit und das gesamte Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit, wobei sich drei wesentliche Phasen unterscheiden lassen: die Römerzeit außerhalb des antiken Imperiums, die Völkerwanderungs- und Merowingerzeit in weiten Teilen Europas sowie Hochmittelalter bis Neuzeit im christianisierten und urbanisierten Europa. Auch wenn über die Jahrhunderte die Textzeugnisse immer zahlreicher und dichter wurden, so sind auch für die neuere Zeit wesentliche Aspekte der Kulturgeschichte ausschließlich oder überwiegend durch archäologische Ansätze zu erforschen. Nicht allein Lebenswelten lassen sich auf diese Weise rekonstruieren, sondern ebenso städtische Infrastruktur und Planung, Umweltabhängigkeiten und Landschaftswahrnehmungen, Bestattungsrituale oder Bergbaugeschichte.
Die Frühgeschichtliche Archäologie und die Archäologie des Mittelalters beziehen zeitgenössische Texte in ihre Untersuchungen ein. Damit eröffnen sich der Forschung reizvolle Perspektiven, die interdisziplinäres Arbeiten – über Kooperationen mit den Naturwissenschaften hinaus – mit Historikern zur Selbstverständlichkeit macht; das ist im Freiburger Forschungsverbund Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland und im Mittelalterzentrum der Universität institutionalisiert.
An der Freiburger Abteilung werden sowohl die Germanische Altertumskunde Online – des im Internet verfügbaren Nachfolgers des 1968–2007 gedruckt erschienen Reallexikons der Germanischen Altertumskunde – als auch die renommierte Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters mit herausgegeben.
Aktuelles Lehrangebot
Eine Übersicht der in diesem Semester von der Abteilung Frühgeschichtliche Archäologie und die Archäologie des Mittelalters angebotenen Lehrveranstaltungen finden Sie hier. Über die Zuordnung der Veranstaltungen in die Module der B.A.- und M.A.-Studiengänge informieren Sie sich bitte im HISinOne (Studienplaner mit Modulplan).
Tutorate
Die Tutorate dienen dazu, den Stoff der Einführungen zu vertiefen. Hier ist Zeit für Diskussionen, allgemeine und offengebliebene Fragen. Da die Tutorinnen und Tutoren selbst Studierende sind, können in diesem geschützten Raum auch Fragen rund um das Studierendenleben geklärt werden. Die Studienanfänger und Studienanfängerinnen profitieren dabei von der Erfahrung der älteren Kommilitoninnen und Kommilitonen.
Das Tutorat für Erstsemester erleichtert den Studierenden der Studieneinstieg. In den ersten Sitzungen werden Tipps und Tricks verraten, wie man sich im Dschungel der Universität behauptet. Zudem werden die Grundfertigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens – wie komme ich an Literatur, wie gestalte ich ein Referat, wie schreibe ich ein Essay − vermittelt. Darüber hinaus beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Datierungsmöglichkeiten in der Archäologie, den Arten archäologischer Quellen sowie gängigen Befundtypen. Fragen zu den Themen der Proseminare werden nicht nur kurz vor den Klausuren gerne beantwortet.
Das Tutorat für fortgeschrittene Semester richtet sich an Studierende, die in einem früheren Semester bereits eine Einführung in eine der Archäologischen Disziplinen absolviert haben. Hier sollen die bereits erlernten Fähigkeiten vertieft werden. Praktische Übungen, die Grundkenntnisse in der Archäologie erfordern, stehen im Vordergrund. Hierzu gehört unter anderem eine Bestimmungsübung, praktische Formenkunde und eine Einführung in das wissenschaftliche Zeichnen. Es bietet sich in diesem Tutorat die Gelegenheit, die Forschungsgeschichte und die interdisziplinären Arbeitsweisen der Archäologie zu diskutieren. Dabei setzten sich die Teilnehmenden mit aktuellen Fachdiskursen auseinander. Auch hier wird – je nach Wunsch und Bedürfnis der Teilnehmenden – erneut gezeigt, wie Essays und Hausarbeiten geschrieben werden. Fragen bezüglich der Inhalte des Proseminars werden natürlich beantwortet und ergänzt.
Achtung: Da die Tutorate verpflichtend sind, kann es zu terminlichen Schwierigkeiten kommen, so dass Studierende im ersten Semester bzw. dritten Semester auf das jeweilig andere Tutorat ausweichen müssen.
Die Zeiten der Tutorate werden bei der Semestervorbesprechung bekanntgegeben. Die Tutorate beginnen in der zweiten Vorlesungswoche. Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.
Studiengänge
Die Frühgeschichtliche Archäologie und die Archäologie des Mittelalters kann im B.A. Archäologische Wissenschaften (HF und NF) als Fachgebiet gewählt werden. Zusammen mit der Urgeschichtlichen Archäologie wird der gemeinsame Masterstudiengang "Archäologische Wissenschaften, Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie" angeboten. Darüber hinaus ist die Frühgeschichtliche Archäologie und die Archäologie des Mittelalters regelmäßig mit ausgewählten Lehrveranstaltungen in interdisziplinären Studiengänge eingebunden (z.B. M.A. Mittelalter- und Renaissancestudien).
Berufsperspektiven
Die wichtigsten fachspezifischen Beschäftigungsfelder für Frühgeschichtliche Archäologen/Archäologen des Mittelalters sind die archäologische Denkmalpflege, archäologische Museen und schließlich Lehre und Forschung an den Universitäten.